Dienstag, 16. August 2016
Zwischen Gewalt, Macht, Angst, Schuldgefühlen, Verantwortung und dem starken eigenem Willen!
Meine Mutter kannte meinen Vater 2 Jahre, als Sie mit mir schwanger wurde. Sie haben noch während der Schwangerschaft geheiratet. Insgesamt sind wir 4 Kinder, ich die älteste. Mein Vater hat keinen Alkohol getrunken, die Gewalt war also nicht dem Alkohol geschuldet. Ich berichte euch Teile aus meinem Leben, alles wäre zu viel.
Von Erzählungen weiß ich, dass meine Mutter schon kurz nach meiner Geburt viel ertragen musste. So hat Sie sich z.B. wohl beim Socken zusammenlegen den Finger gebrochen *hust* natürlich....und die Rippenbrüche kamen dann wohl einfach so beim duschen....
Meine Erinnerungen gehen los, als ich 5 Jahre alt bin.
Wir waren im Kinderzimmer, mein Bruder 3 Jahre alt, als ich meinen Vater schreien hörte. Ich ging aus dem Zimmer und sah, dass meine Mutter gerade beim Kartoffel schälen war. Er schrie sie an, sie entschuldigte sich und er zerrte Sie an Ihrem Arm rauf und schlug Sie mit der Faust ins Gesicht. Mein Vater ist im übrigen ein ehemaliger Boxer, nur damit man sich seine Statur mal vorstellen kann. Sie flog hin. Er rief "geh sofort in dein Zimmer". Ich lief ins Kinderzimmer zurück und versteckte mich unter dem Bett und sagte zu meinem Bruder er solle hier runter kommen. Schon hörte ich einen rießen Knall und dann fiel die Haustür heftig zu.
Wir bewegten uns noch lange nicht hervor. Meine Mutter weinte und ich kam aus unserem Versteck hervor. Als ich mich aus dem Zimmer wagte und in die Küche ging, saß sie in der Küchenecke, Auge und seitlich davon alles geschwollen und verfärbt. Der Kochtopf und die Kartoffeln lagen überall auf dem Boden verteilt. Meine Mutter fasste sich und sagte "es ist alles okay, ich hab was falsch gemacht, deshalb war der Papa verärgert."
Sie stand auf und machte Essen als wäre nichts passiert.
In einer anderen Situation lagen mein Bruder und ich schon im Bett, ein Stockbett. Er schrie wieder, Sachen flogen durch die Gegen und meine Mutter schrie "BITTE HÖR AUF,HÖR AUF". Ich hatte solche Angst und verkroch mich unter der Decke. Es kam jemand zu uns ins Zimmer-meine Mutter. Sie weinte und sah mich mit ihrem blauen Auge an und sagte "egal was passiert ich werde euch immer lieben, pass auf deinen Bruder auf", mit dem Hausschlüssel in der Hand ging Sie aus unserem Zimmer. Wieder war Geschrei und man hörte wie Sie regelrecht aus der Wohnung geprügelt wurde. Er machte die Tür zu und meine Mutter war draußen. Sie verbrachte die Nacht im Treppenhaus, am nächsten Tag "durfte" Sie wieder rein.
Es ging bergab, denn nun ließ er seine Wut auch an mir aus. Wenn man nicht sofort das gemacht hat was er wollte, rastete er regelrecht aus. So passierte es auch, dass ich nach - nicht direkt aufräumen des Zimmers - an die Heizung flog. Und das war eine blutige Angelegenheit, den ich schlug mit dem Mund drauf. Ein Zahn war gesplittert und der andere einfach halb rausgebrochen(noch die Milchzähne).
Als ich 7 Jahre war zogen wir um. Meine Eltern hatten ein großes Haus auf dem Land gekauft und renoviert, darin integriert war eine Firma, da mein Vater sich dann selbstständig gemacht hatte.
Meine weiteren Geschwister kamen als ich 6 Jahre und dann 10 Jahre war. Welche Hintergründe allerdings dahinter stecken, Kinder in dieses extrem Umfeld zu setzen, möchte ich lieber hier nicht erörtern.
Es nahm also alles seinen weiteren Lauf.
Ich hörte meinen Vater kaum normal sprechen, er schrie viel und war oft sehr wütend. Ich musste ständig mit anhören wie er meine Mutter verprügelte und Sie immer wieder versuchte es vor uns "positiv" zu überspielen. Als könnte man hier etwas verschönigen....
Frei nach dem Motto "Viel Schläge sorgen für Zucht und Ordnung" ging es heiter weiter. Aber Zucht und Ordnung bedeutet in diesem Fall Panik und große Angst um die Mama, die Geschwister und sich selbst.
Ich versuchte Sie zu schützen und nahm viel auf mich, damit es wenigstens nicht meine kleineren Geschwister traf.
So schlich ich mich abends z.B. Auch aus meinem Zimmer, um schnell meine kleine Schwester-damals grad 9 Monate und ich noch nicht ganz 11 Jahre alt- aus Ihrem Bettchen zu holen. Sie Schrie schon einige Zeit. Meine Mutter durfte nicht mehr rauf, er hatte es verboten und er schüttelte meine kleine Schwester oft, damit Sie aufhörte zu schreien. Ich holte Sie also aus dem Bett, Sie hörte auf zu schreien - zum Glück...schnell zurück in mein Zimmer. Ich trug Sie herum und hoffte, dass sie schnell einschlief. Aber es dauerte und die Panik in mir stieg, dass er rauf kam und es mitbekommt. Aber ich konnte Sie nicht einfach zurück bringen, denn dann hätte Sie womöglich wieder angefangen zu weinen...also schaukelte ich Sie weiter in meinem Arm bis Sie einschlief. Ich Schlich mich wieder rüber und legte Sie in Ihr Bett, Sie schlief weiter. Heute hatte ich Glück und er bekam es nicht mit.
Ich habe oft auf meine Geschwister aufgepasst und Sie versorgt. Und mit versorgen meine ich vom Wickeln,anziehen, essen machen über ins Bett bringen usw. Meiner Mutter wurde dann entweder wieder was verboten oder Sie war durch die letzten Übergriffe nicht zu allem in der Lage.
Es wurde schlimmer als ich in die Pupertät kam. Ich hatte Probleme den Stoff in der Schule zu verstehen, keiner wollte und konnte mir helfen. Also musste ich versuchen es irgendwie alleine halbwegs hinzubekommen. Wenn ich aber schlechte Noten mit heimgebracht habe - wir reden von einer 4, ab und zu auch eine 5- war das Geschrei und die gewalttätige Maßregelung wieder groß.
Auch als ich in ein Alter kam, um Freunde zu treffen, war alles zu spät.
Wenn ich mich treffen durfte und ich nur 1 Minuten zu spät war, flog ich durch s Zimmer und hab nicht nur eine mit gekriegt.
Habe ich nicht das gegessen was gekocht wurde, bekam ich wieder eine und wurde regelrecht vom Tisch hervor gezogen - an den Haaren wohlgemerkt .
Mein eigener Wille war stark wie nie und ich hatte immer schon eine eigene Meinung. Aber Widerspruch und eine andere Meinung konnte mein Vater absolut nicht ertragen und akzeptieren. So kam es dass ich inzwischen weitestgehend in den Fokus der Gewalt meines Vaters geriet.
Es wurde immer unerträglicher. Ich konnte nicht mehr. Ich war voller Angst und Psychisch sehr angeschlagen. Ich hatte überlegt Tabletten zu nehmen und zwar eine Menge davon. Ich wollte nicht mehr. Ich hatte dann die Alternative genommen. Ich begann mich an den Arminnenseiten zu Ritzen, nach und nach Ritze ich mich fester, sodass es oft blutete. Es ist keinem aufgefallen, da ich immer etwas drüber zog.
Mein Tagebuch attackierte ich mit einem Messer-darin mein damals beschriebenes beschissenes Leben und der schwarz gemalte Mann, der meinen Vater symbolisierte.
Das Tagebuch hatte nicht überlebt...

Viele Fragen quälten mich Tag täglich.
Warum macht er das?
Sind wir wirklich Schuld daran?
Wie kann ich es verhindern?
Wie konnte meine Mutter 4 Kinder von ihm bekommen?
Warum hat Sie ihn überhaupt geheiratet?
Warum verdammt noch mal geht Sie nicht?
Warum bringt Sie uns nicht weg von hier?Usw.

Kurz vor meinem 16. Lebensjahr war es endlich soweit.
Es war schlimmer den je. Es gab wieder eine Ausseinandersetzung zwischen meiner Mutter und meinem Vater, noch im Raum meine kleine Schwester(grade 5 J.) und ich. Meine anderen zwei Geschwister waren vorm Zimmer. Während Sie mit unserer Oma(also Ihrer Mutter sprach) brüllte er Sie an und meine Mutter sagte "es reicht - ich lasse mich scheiden". Mein Vater ist komplett ausgerastet, es ging alles aufeinander blitzschnell...er rieß schreiend das Telefon aus der Dose und schmieß es durch den Raum.
"Bevor du mich verlässt, bringe ich uns alle um" und er rannte aus dem Zimmer. Dabei rannte er mich fast um. Die Alarmglocken waren dunkelrot. Meine Mutter rannte auf uns zu mit den Worten "raus hier, lauft". Ich packte meine kleine Schwester auf den Arm, drehte mich um und schob meine Geschwister aus der Haustür, meine Mutter schob mich raus. Wir drehten uns um, denn da stand er und schrie " ich bring euch um". Und schon flog etwas auf uns zu - was es war? - ein Messer aus der Küche. Es traf uns nicht. Meine Mutter schrie "lauft,lauft", wir liefen so schnell wir konnten zum Nachbar. Wir klingelten wie verrückt, keiner machte auf, es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Endlich machte er auf, wir stürzen alle rein mit den Worten "Hilfe,Hilfe", er hat ein Messer". Der Nachbar reagierte und rief sofort die Polizei. Wir zitterten, aber meine Mutter und Geschwister waren alle da. Die Polizei kam. Sie nahmen alles auf und gingen zu ihm rein. Das Telefon hatte er ordentlich hingestellt und das Messer lag in der Küche am Spülbecken. Er bestriet alles und sagte wir erfinden das, um ihn fertig zu machen. Die Polizei fragte meine Mutter, ob Sie Anzeige erstatten wolle, aber Sie tat es mal wieder nicht... Unter Polizeischutz konnten wir die wichtigsten Sachen zusammen packen und wurden zu unserem Auto gebracht. Meine kleine Schwester(5J.)fragte meinen Vater " wo ist das Messer"-er antwortete nichts darauf.
Wir haben es geschafft - wir sind lebend raus gekommen und fuhren nun zu unseren Großeltern, die 3 Stunden entfernt wohnten.
Wer jetzt glaubt die Hölle ist vorbei, der irrt sich, es geht weiter....

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